Heute bin ich schlechter Laune, was mein Steckenpferd betrifft: Ja, die Meldungen über geplante Einführungen fliegender Autos häufen sich. Das ist schön. Aber das Problem bleibt doch: Niemand weiß, was der Markt wirklich will oder braucht. Und schon die Definition des technischen Konzepts eines fliegenden Autos ist schwierig. Werden senkrecht startende Konzepte das Rennen machen, oder doch eher „roadable Aircraft“-Ansätze? Geht es um private oder öffentliche Angebote, um den im Nah- und Fernbereich? Geht es um praktische Aspekte oder um den Snob-Faktor? Da müssen wohl noch viele Visionäre in der Wüste verhungern, ehe einer das ersehnte Land erreicht.
Beispiel PAL-V (Personal Air and Land Vehicle): Sieht nach einem bezahlbaren Konzept aus – und wie ein nerdiges Liegerad aus den 80ern. Wie viel Geld würde ich dafür ausgeben? Zumal ich wegen des Tragschrauber-Konzepts immer noch eine Rollbahn benötige.
Kaum besser kommt da das Aeromobil weg. Ein verhungerter Transformer. Vorne hui, hinten pfui, möchte man fast sagen. Und der Preis? Bis zu 1.5 Millionen Euro pro Stück und dann brauche ich immer noch eine Rollbahn. Warum kaufe ich mir nicht einfach ein Flugzeug und miete mir vor Ort eine Luxuslimousine? Selbst einen Helikopter bekomme ich billiger. Sorry Leute, Zukunft geht anders.
Oder der Terrafugia Transition. Ist das nicht eine Konstruktion von Daniel Düsentrieb? Zumindest meine ich mich zu erinnern, am Steuer einen Kerl mit Zylinder gesehen zu haben. Daneben diese unglückliche Ente im Matrosenanzug und hinten drin drei notorisch unterbewertete Bälger, die es meistens schon vorher wußten: Das wird wohl nix.
Ich glaube langsam, im Fahrwasser der Startup-Manie kann sich jeder frisch absolvierte Ingenieur genügend Geld besorgen, um wenigstens einige Jahre konsequent in die falsche Richtung zu marschieren.
Und jetzt die Moral von der Geschicht‘: Mit genügend Aufwand kriegt man so ziemlich jedes Objekt in die Luft. Das war auch schon vor 50 Jahren so. Und wenn ich noch Räder dran schraube, wird es dann ein fliegendes Auto? NEIN. Das Gesamtsystem ist es, worauf es ankommt. Inklusive Infrastruktur – und gesellschaftlicher Akzeptanz. Capito?