Autosalon Genf 2018: Fliegende Autos die Highlights?

Schon ganz ohne Dieselproblemen kann man feststellen: Den Ingenieuren und Designern wachsen langsam graue Haare dabei, sich neue Features auszudenken, die die Verkäufe anheizen. Der 16-Zylinder zieht einfach nicht mehr. SUVs und Geländefahrzeuge treten in die Phase der Marktsättigung ein. Und fahrende Handys sind halt nicht jedermanns Sache. Irgendwie droht die Stagnation. Vielleicht nicht jetzt sofort, aber bald. Das merkt man ja schon daran, dass Carsharing systematisch schlechtgeschrieben wird (weil es für die Konzerne selbst nicht rentabel ist, und privat betrieben die Autoverkäufe verringert). Das selbstfahrende Fahrzeug lässt noch auf sich warten. Und Elektro oder Alternativen stecken faktisch in den Kinderschuhen.

Dagegen titeln Gazetten wie die WAZ vollmundig, fliegende Autos seien die Highlights auf dem Autosalon. Demnach sollte es in Genf ja nur so wimmeln davon. Faktisch bleiben dann gerade mal zwei altbekannte Konzepte übrig: Den „fliegenden Holländer“ PAL-V habe ich in einem früheren Post schon mal wenig löblich vorgestellt. Und sowieso viel schöner ist der Entwurf Pop.Up Next von Airbus-Audi. In 20 Jahren dann wieder, wenn man Airbus-Chef Tom Enders glauben will.

Und damit wären wir schon beim Punkt: Wo ich mir am wenigsten ein Flugauto wünsche, ist auf einem Autosalon. Denn dann, das weiß jeder Mann mit Führerschein, der länger als 20 Jahre ADAC Motorwelt empfängt, kommen die Dinger NIE in den Handel. Kein einziges Konzeptfahrzeug, das ich mir gewünscht hätte, wurde je produziert. Man macht einem den Mund wässrig. Und das war es dann auch schon. Fliegende Autos als fester Teil es Ökosystems Auto? Denkste.

Aber warum dann das Getöse in der deutschen Presse? Das erkennt doch jedes Kind: Um davon abzulenken, dass die Automobilindustrie, zumal die europäische, spätestens seit dem Dieselskandal in einer fundamentalen Krise steckt. Und nicht bekennen kann: Wir haben keine Tesla-Killer im Programm. Nur altes Gemüse oder noch hässlichere, noch PS-stärkere Arschloch-Boliden. Das ist der Grund, warum man die Exoten in den Mittelpunkt rückt: Damit die Langweiler noch weniger auffallen. Wie seit gefühlt hundert Jahren sind fliegenden Autos die Lückenbüßer. Diesmal vielleicht, bis die autonomen Fahrzeuge kommen, was noch dauern kann – und vermutlich nicht sehr einträglich wird, weil die Dinger m.E. viel billiger sein werden …